"Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärtsbewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren." Albert Einstein

 

"Life is like riding a bicycle. To keep the balance you must keep moving."  Albert Einstein

 

 

Radübergabe im Okt. 2022 in Bad Gleichenberg /StmkRadübergabe im Okt. 2022 in Bad Gleichenberg /Stmk

Das Fahrrad feierte gerade seinen 200. Geburtstag! 
So wie wir es kennen, ist es erst ca. 130 Jahre alt.

Eine  - von mehreren - Theorien besagt, wir "verdanken" das Veloziped / Fahrrad  dem Ausbruch des indonesischen Vulkan Tambora im April 1815. Der Ausbruch bleibt bis heute der größte, der schriftlich überliefert ist. Die enormen Mengen an hochgeschleuderter Vulkanasche und Schwefel führten zu einer dramatischen globalen Abkühlung. Gigantische Eruptionen schleuderten so viel Lava und Bimsstein in die Luft, dass man damit die Fläche Österreichs gleichmäßig knietief bedecken könnte. Selbst in Europa und Amerika verschwand die Sonne für längere Zeit. Das Jahr 1816 ging als das "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte ein. Die Auswirkungen waren enorm, viele Ernten fielen aus. Bis 1842 gab es zB.  in Irland 14 Kartoffel-Missernten. Es verhungerten tausende Menschen. Eine Auswanderungswelle nach Amerika war eine der Folgen. Konstanz am Bodensee verzeichnete im Juni 1816 Temperaturen um den Gefrierpunkt. In Schottland schneite es im Juli. Eigenartigerweise wurde die Hungersnot in der Presse und in Büchern nicht thematisiert. Offensichtlich verhinderte die staatliche Zensur jede Berichterstattung. Die französischen Brotunruhen mit Plünderungen von Bäckereien und Mühlen sollten nicht zur Nachahmung anstiften. Angesichts dieser Endzeitstimmung verfasste Mary Godwin 1816 am Genfer See den Science-Fiction-Klassiker "Frankenstein". Sie schrieb: "Die Gewitterstürme, die uns heimsuchen, sind grandioser und furchterregender, als ich es jemals erlebt habe."
Der Haferpreis, vergleichbar mit dem heutigen Ölpreis, stieg stark an. Bauern, die ihre Pferde nicht mehr füttern konnten, mussten diese schlachten. Ohne Pferde stand die Gesellschaft vor noch größeren Problemen. Der Transport und Verkehr von Waren und Menschen kam in vielen Gegenden zum Stillstand.
Ein deutscher Adeliger, Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn, machte aus der Not eine Tugend und verwirklichte einen Traum, der so alt wie die Menschheit war. Er erfand 1817 das "mechanische Pferd" mit Laufrädern - die Draisine.

Von Drais gibt es kein einziges, auf die Umwelt- und Transportsituation hinweisende Zitat.

Eine andere Theorie sagt, die Erfindung der Fahrrades hat nichts mit Umweltereignissen zu tun und war lange Zeit nur ein Spielzeug für Dandies, die "originell" sein wollten um aufzufallen. 

Wie auch immer. Die Geschichte des Velos / Fahrrades begann und nahm seinen Lauf: Vom Laufrad, zum Hochrad und dem Niederrad (Sicherheitsrad) mit Pedalen und Antrieb auf das Hinterrad, wie wir es heute benutzen. Viele (technische) Innovationen gehen auf die Entwicklung des Fahrrades und deren Produktion zurück, wie z.B. Kugellager, Stahlrohrrahmen, Drahtspeichenrad, Kettenantrieb, Freilauf, Luftreifen, Differentialgetriebe (von Tricycles), Serienfertigung, Lichtbogenschweißen, udgl.

Fahrräder waren auch Katalysatoren für soziale Veränderungen. Erstmals konnten sich alle ein Verkehrsmittel leisten und sich individuell fortbewegen. Frauen bestiegen - oftmals gegen den Widerstand der Kirchen und Männer - die Räder.

"Das Radfahren bringt rasch eine veränderte Einstellung gegenüber den Frauen und ihren Fähigkeiten. Eine Frau zu Rade ist ein unabhängiges Geschöpf und frei, überallhin zu gehen, wohin sie nur will. Dies wurde ihr vor Ankunft des Fahrrades bestritten"   Minneapolis Tribune von 1894.

"Das Bicycle hat zur Emanzipation der Frauen aus den höheren Gesellschaftsschichten mehr beigetragen als alle Bestrebungen der Frauenbewegung zusammengenommen", Rosa Mayreder (Wien,1858-1938) , österr. Schriftstellerin und Frauenrechtlerin.

Eine große, unbeantwortete Frage der Geschichte ist, warum es so lange dauerte, bis die Draisine erfunden wurde, wo sie doch seit mindestens 3500 Jahren technisch machbar gewesen wäre.

Lust auf mehr zum Thema: 
- Robert Penn, "Vom Glück auf zwei Rädern", Tolkemitt Verlag 
- W. Behringer, "Tambora und das Jahr ohne Sommer", H.C.Beck
- H.E. Lessing, "Das Fahrrad. Eine Kulturgeschichte", Klett-Cotta

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